Ende letzter Woche, am 7. August 2025, ist James „Jim“ Lovell Jr. im Alter von 97 Jahren verstorben. Der Kommandant der Apollo-13-Mission, wurde weltbekannt, weil er in einer der dramatischsten Krisen der Raumfahrtgeschichte kühlen Kopf behielt – sein Krisenmanagement hält einige Lehren für uns bereit.
Die Ereignisse des 13. April 1970
56 Stunden nach dem Start explodierte während des Flugs zum Mond ein Sauerstofftank. Lovell fasste die Lage sofort präzise in Worte: „Houston, we’ve had a problem. We’ve had a Main B Bus Undervolt.“ Keine Panik, keine Beschönigung – stattdessen klare, faktenbasierte Kommunikation. Genau diese Fähigkeit, die Situation sofort zu umreißen und an alle Beteiligten verständlich zu vermitteln, ist im heutigen Krisenmanagement eine Grundvoraussetzung, um überhaupt handlungsfähig zu bleiben.
Die Katastrophe fand ein gutes Ende: Alle drei Besatzungsmitglieder – John Swigert, Fred Haise und Jim Lovell – kehrten am 17. April, vier Tage nach Eintritt der Krise, unversehrt auf die Erde zurück.
Was wir von Apollo 13 für das Krisenmanagement lernen können.
Die Apollo-13-Mission gilt seitdem als „erfolgreicher Fehlschlag“. Sie zeigt einmal mehr: Es geht nicht darum, was passiert, sondern wie man reagiert. Aus meiner Sicht lässt sich einiges von auf heutige Playbooks für Manager in Krisensituationen übertragen.
- Klarheit in der Kommunikation
Lovells präziser Funkspruch schuf eine gemeinsame Lageeinschätzung zwischen Crew und Bodenpersonal. Im Unternehmenskontext gilt: Wer unklare oder beschwichtigende Botschaften sendet, verliert wertvolle Zeit – und Vertrauen. „Define the reality“ ist eins der ersten und wichtigsten Dinge, die erfolgen müssen. - Improvisation mit vorhandenen Mitteln
Die Crew verwandelte die Mondlandefähre in ein „Rettungsboot“ und baute mit Bordmitteln – unter anderem einer Socke – ein funktionierendes CO₂-Filtersystem. Auch heutige Krisen erfordern oft unkonventionelle Lösungen – mit dem, was gerade verfügbar ist, statt auf ideale Bedingungen zu warten. - Teamwork ohne Eitelkeiten
Lovell band jedes Crewmitglied und das Bodenpersonal in die Problemlösung ein. Entscheidungswege waren kurz, die Expertise floss ungehindert zusammen. Erfolgreiches Krisenmanagement heute bedeutet, Silos aufzubrechen und den besten Beitrag zu nutzen – egal, aus welcher Hierarchieebene er stammt. Getreu dem Motto: einer guten Idee ist es egal, wer sie hatte. - Fokus, Fokus, Fokus
Energie, Wasser, Sauerstoff – Lovell und sein Team fokussierten auf das Überleben, alles andere wurde gestrichen. In heutigen Krisen gilt dasselbe: Nicht alles ist gleich wichtig, der Fokus muss auf den entscheidenden Stellhebeln liegen. Priorisierung ist überlebenswichtig.
Mehr als ein „erfolgreicher Fehlschlag“
Apollo 13 wird oft so genannt, weil die Mondlandung scheiterte, aber alle drei Astronauten sicher zurückkehrten. Für Krisenmanager ist diese Mission jedoch ein Paradebeispiel dafür, wie klare Analyse, kreative Improvisation, Teamgeist und Prioritätensetzung aus einer beinahe ausweglosen Lage einen Erfolg machen können.
James „Jim“ Lovell Jr. bleibt damit nicht nur ein Held der Raumfahrt, sondern ein bleibender Lehrmeister für jede Führungskraft, die in schwierigen Momenten Entscheidungen treffen muss.
Sehr lesenswert ist das Transkript eines ausführlichen Gesprächs mit James Lovell.
Foto: James Lovell, (c) NASA